Aidan Chambers : Worte sind nicht meine Sprache

Worte, die ins Herz gehen
Ein jugendlicher Held auf dem Weg zu sich selbst

Karl, ein 18-jähriger Klempner-Lehrling, ist verliebt in Fiorella. Diese, fantasie- und sprachbegabt, möchte gerne, dass Karl sich ihr schriftlich mitteilt und ihr in Briefen (oder Mails) etwas über seine Gefühle und seine Liebe zu ihr erzählt. Karl aber tut sich ausgesprochen schwer damit. So fasst er einen verwegenen Plan: Er wendet sich an den 75-jährigen Lieblingsschriftsteller seiner Freundin und bittet diesen, für ihn quasi als „Ghostwriter“ tätig zu werden. Das ist der nicht gerade alltägliche Ausgangspunkt eines sehr empfehlenswerten Jugendbuchs.

Als Leser:in werden wir nun nämlich Zeugen von teils anrührenden, teil komischen und teils geradezu dramatischen Entwicklungen und Verwicklungen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des Schriftstellers, der die jungen Leute, mit denen er es unversehens zu tun bekommen hat, sehr ernst nimmt, und ihren Anliegen mit seiner Lebenserfahrung und seiner freundlichen Güte begegnet. Gleichzeitig aber hat der Ich-Erzähler eine ausgesprochen lässige Art und entspannte Weise, sich selbst und seine Mitmenschen zu beobachten. Er ist einfühlsam und schlagfertig zugleich, und so lebt das Buch vor allem von den unterhaltsamen Dialogen, die in kräftigen Zügen das Innenleben der Protagonisten verdeutlichen (selbst wenn sie – wie Karl – eher wortkarg veranlagt sind) und die Handlung vorantreiben.

Am Ende gibt es ein Liebespaar, aber ganz anders, als man sich das vorgestellt hat. Vor allem aber gibt es einige junge und einige ältere Romanfiguren, die eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht und damit viel über sich selbst und das Leben herausgefunden haben.

Der etwas sperrige deutsche Titel „Worte sind nicht meine Sprache“ steht so für einen „Bildungsroman“ im schönsten Sinne: da haben junge Menschen, deren Weg noch längst nicht festgelegt ist, ihr Herz und ihren Geist ausgebildet. Ein Buch, das nicht nur für jugendliche Leser:innen unterhaltsamen Lesegenuss mit Tiefgang bereithält.

 

Aidan Chambers: Worte sind nicht meine Sprache. (engl. Original: Dying to Know You). Knesebeck Verlag München 2013. 299 Seiten

Besprechung vom Dezember 2013

Sabine Skudlik